Untersuchung des Brustkorbs und des Halses
Die Untersuchung des Brustkorbs sollte der Arzt in einer strengen Abfolge durchführen. Zuerst sollte er die Form des Brustkorbes, die Lage der Schlüsselbeine, der darüber und darunter liegenden Vertiefungen und der Schulterblätter beurteilen, dann charakterisiert der den Atemtyp, seine Häufigkeit und den Rhythmus, er beobachtet während der Atmung die Bewegungen des rechten und linken Schulterblattes, die Teilnahme der Hilfsatmungsmuskulatur bei der Atmungsakt. Die Untersuchung der Atmungsorgane wird durchgeführt, während der Patient mit nacktem Oberkörper steht oder sitzt und gleichmüßig von allen Seiten beleuchtet wird.
Beurteilung der Brustkorbform
Nach der Form kann der Brustkorb entweder normal oder pathologisch sein. Bei allen gesunden Menschen des richtigen Körperbaus wird ein richtig entwickelter Brustkorb beobachtet, seine rechte und linke Hälfte sind symmetrisch, die Schlüsselbeine und die Schulterblätter befinden sich auf einem Level, die Vertiefungen sind auf beiden Seiten gleich ausgeprägt. Eine pathologische Form des Brustkorbes entwickelt sich als Ergebnis einer angeborenen Knochenanomalie, einer chronischer Erkrankungen, wie Lungenemphysem, Rachitis, Tuberkulose.
Hier sind einige Arten der Wirbelsäulenverkrümmungen:
1. Skoliose – Verkrümmung in seitliche Richtungen;
2. Kyphose – Verkrümmung nach Hinten incl. Bildung eines Höckers;
3. Lordose – Verkrümmung nach Vorne;
4. Kyphoskoliose – Verbindung zwischen der Verkrümmung der Wirbelsäule zur Seite und nach Hinten.
Am häufigsten trifft man die Skoliose, die sich in der Regel bei Schulkindern entwickelt, weil sie in der Schule falsche Sitzhaltung einnehmen, wenn die Schulbank der Größe des Schülers nicht entspricht. Seltener trifft man die Kyphoskoliose der Wirbelsäule und sehr selten – die Lordose. Die Wirbelsäuleverkrümmung, besonders die Kyphose, Lordose und Kyphoskoliose rufen eine starke Deformation des Brustkorbes hervor, verändern damit die physiologische Lage der Lungen und des Herzens und schaffen damit eine ungünstige Bedingungen für ihre Tätigkeit.
Die Form des Brustkorbes kann sich in Folge der Vergrößerung und Verkleinerung einer Seite des Brustkorbumfangs verändern (Asymmetrie des Brustkorbes). Diese Veränderungen seines Umfangs können dauerhaft oder zeitlich begrenzt sein.
Der Arzt kann bei der Untersuchung eine Umfangsverkleinerung einer Brustseite feststellen. Der Brustkorb wird in Folge der Verkleinerung asymmetrisch: die Schulter an der Seite der verkleinerten Brustkorbshälfte ist niedrig gelagert, das Schlüsselbein und das Schulterblatt sind ebenfalls zu niedrig, die Bewegung während tiefer Atmung sind langsam und begrenzt, die Vertiefung über und unter dem Schlüsselbein sind tiefer ausgeprägt, die Rippenabstände sind stark verkleinert oder sind gar nicht ausgeprägt. Für die Diagnostik der Lungenerkrankungen hat die Lage der Schüsselbeine, der Vertiefungen und der Schulterblätter eine Bedeutung, die bei unterschiedlichen pathologischen Zuständen der Lunge und der Brustwand asymmetrische Lage einnehmen können. Zum Beispiel zeugt die zu hohe Lage eines Schlüsselbeins oder eines Schulterblattes auf einer Seite von einer Pneumonie, einem Rippenbruch o.ä. Die Lage des Schlüsselbeins und des Schulterblattes in einem solchen Fall verändert sich in Folge eines Brustmuskelkrampfs, einer Schutzreaktion auf eine übermäßige Reizung der Schmerzrezeptoren bei unterschiedlichen Entzündungen.
Außerdem verändert sich die Vertiefung über dem Schlüsselbein. Der heftige Einfall auf einer Seite zeugt häufig von Verkleinerung der Lungenspitze.
Beurteilung des Atemtyps
Während der Untersuchung sollte der Arzt die Atembewegungen des Brustkorbes beobachten. Bei pathologischen Zuständen, die Beschwerden beim Ein- oder Ausatmen hervorrufen, nehmen die Atemhilfsmuskeln bei der Atemtätigkeit aktiv teil. Wenn er die Bewegungen des Brustkorbes und des Bauchs beobachtet, dann kann der Arzt den Atemtyp bestimmen, seine Häufigkeit, Tiefe und Rhythmus.
Es gibt Brust-, Abdominal- oder gemischte Atmung
Brustatmung. Die Atembewegungen des Brustkorbes existiert hauptsächlich aufgrund der Muskeln zwischen den Rippen. Dabei vergrößert sich der Brustkorb deutlich während der Atmung und hebt sich leicht, während der Ausatmung kontrahiert er sich und sinkt merklich. Ein solcher Typus nennt man außerdem Rippenatmung, man trifft ihn hauptsächlich bei Frauen.
Abdominalatmung. Die Atembewegungen werden hauptsächlich durch das Zwerchfell vollzogen; in der Phase der Einatmung kontrahiert und sinkt er ab, damit begünstigt er die Vergrößerung des negativen Drucks in der Brusthöhle und die schnelle Verfüllung der Lungen mit der Luft. Gleichzeitig verschiebt sich die abdominale Wand infolge der Erhöhung des intraabdominalen Drucks nach vorne. In der Phase des Ausatmens entspannt und erhöht sich das Zwerchfell, damit kehrt die abdominale Wand in die Ursprungslage. Diesen Atemtyp nennt man außerdem Zwerchfellatmung. Diesen trifft man am häufigsten bei Männern.
Gemischter Atemtyp. Die Atembewegungen werden gleichzeitig durch Rippenmuskeln und das Zwerchfell vollzogen. Dieser Atemtyp wird am häufigsten bei älteren Menschen und bei einigen Pathologien des Atemapparates und der Organe in der Bauchhöhle beobachtet.
Bestimmung der Atemfrequenz
Der Arzt zählt die Atmung nach den Bewegungen der Brust- oder Bauchwand, ohne dass der Patient es bemerkt. Zuerst fühlt er den Puls, dann zählt der Atembewegungen pro Minute. Bei gesunden Erwachsenen zählt man im Ruhezustand 16-20 Bewegungen pro Minute, bei Neugeborenen – 40-45 (diese Zahl verringert sich langsam mit dem Alter). Im Schlaf verringert sich die Atmung bis 12-14 Mal pro Minute, bei physischer Belastung, emotionaler Erregung und nach der Malzeit wird sie häufiger.
(Text: V. Moor-Stepanov)